BDSM Outing

5. August 2025

BDSM-Outing: Wie Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner Ihre Neigung liebevoll und sicher erklären

Es ist ein Gedanke, der Ihnen vielleicht schon lange im Kopf herumgeht. Ein Teil von Ihnen, der authentisch und wichtig ist, den Sie aber aus Angst vor Ablehnung, Unverständnis oder Streit verborgen halten: Ihre Neigung zu BDSM.

Das Gefühl, ein so persönliches Geheimnis mit sich herumzutragen, kann belasten. Gleichzeitig ist die Angst vor der Reaktion des geliebten Menschen riesig. Was, wenn er oder sie alles falsch versteht? Was, wenn es die Beziehung “zerstört”?

Wir bei KAPA verstehen diesen inneren Konflikt. Und wir möchten Ihnen sagen: Sie sind damit nicht allein. Der Wunsch, alle Facetten seiner selbst in eine Beziehung einzubringen, ist ein Zeichen von Vertrauen und dem Streben nach echter Intimität. Ein Coming-out, so beängstigend es scheint, kann eine Chance für Ihre Beziehung sein.

Dieser Artikel ist Ihr Leitfaden. Er soll Ihnen Mut machen und konkrete Hilfestellungen geben, wie Sie dieses schwierige, aber wichtige Gespräch vorbereiten und führen können.

Die Vorbereitung: Der richtige Rahmen für ein sensibles Gespräch

Ein Gespräch dieser Tragweite sollte nicht zwischen Tür und Angel stattfinden. Eine gute Vorbereitung nimmt bereits viel Druck aus der Situation.

  • Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt und Ort: Suchen Sie einen Moment, in dem Sie beide entspannt sind und ungestört reden können. Nicht kurz vor dem Einschlafen, nicht fünf Minuten vor der Arbeit und definitiv nicht während eines Streits. Ein ruhiger Abend am Wochenende in Ihrem gemeinsamen Zuhause ist oft ideal.
  • Klären Sie Ihre eigenen Gedanken: Fragen Sie sich selbst: Was genau bedeutet BDSM für mich? Geht es um Vertrauen, um Hingabe, um Spiel, um Stressabbau? Je klarer Sie für sich selbst sind, desto einfacher können Sie es erklären. Formulieren Sie für sich, was Ihre Hoffnungen und was Ihre Ängste bezüglich des Gesprächs sind.

Das Gespräch selbst: Die richtigen Worte finden

Wenn der Moment gekommen ist, atmen Sie tief durch. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Ehrlichkeit.

  • Beginnen Sie mit einer „Ich-Botschaft“: Starten Sie das Gespräch aus Ihrer Perspektive. Das wirkt weniger konfrontativ. Sagen Sie zum Beispiel: „Ich möchte mit dir über etwas sehr Persönliches sprechen, das mir schon lange am Herzen liegt und das ein wichtiger Teil von mir ist. Ich habe Angst vor deiner Reaktion, aber dein Vertrauen ist mir so wichtig, dass ich es mit dir teilen möchte.“
  • Erklären Sie, was BDSM für Sie bedeutet: Vermeiden Sie es, mit klischeehaften Begriffen um sich zu werfen. Beschreiben Sie Ihre Gefühle. Erklären Sie, dass es um Konsens, Sicherheit und Kommunikation geht. Betonen Sie, dass es nichts mit realer Gewalt zu tun hat, sondern eine Form von intensiver, einvernehmlicher Intimität und Spiel ist.
  • Geben Sie Ihrem Gegenüber Zeit: Ihre Partnerin oder Ihr Partner wird wahrscheinlich überrascht, vielleicht sogar schockiert sein. Das ist eine normale erste Reaktion auf ein völlig neues Thema. Erwarten Sie keine sofortige Akzeptanz. Sagen Sie explizit: „Ich weiß, das ist jetzt viel auf einmal. Du musst nicht sofort etwas dazu sagen. Lass es erst einmal sacken.“

Unser Geschenk an Sie: Ein “Erste-Hilfe-Folder” für Ihr Gegenüber

Oft ist es schwer, im emotionalen Moment eines Gesprächs alle Fakten parat zu haben und alle Mythen zu entkräften. Genau dafür haben wir ein Hilfsmittel entwickelt.

Wir haben einen zweiseitigen „Erste-Hilfe-Folder“ für Angehörige erstellt. Er erklärt sachlich und einfühlsam:

  • Den klaren Unterschied zwischen BDSM und Gewalt (Konsens!).
  • Den wissenschaftlichen Unterschied zwischen einer harmlosen Paraphilie und einer paraphilen Störung.
  • Dass BDSM-Neigungen weiter verbreitet sind als gedacht.
  • Dass es sich nicht um eine Krankheit handelt.

Sie können diesen Folder ausdrucken und Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner nach dem Gespräch geben. Er dient als neutrale, faktenbasierte Informationsquelle, die den Druck von Ihnen nimmt und hilft, die ersten Ängste und Vorurteile abzubauen.

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Ihr Leitfaden für ein verständnisvolles Gespräch. Geben Sie Ihrem Partner eine sachliche Hilfe an die Hand.

Nach dem Gespräch: Der gemeinsame Weg beginnt

Das Coming-out ist kein Endpunkt, sondern ein Anfang. Es kann sein, dass Ihre Partnerin oder Ihr Partner viele Fragen hat, Zeit zum Nachdenken braucht oder weitere Gespräche notwendig sind.

Seien Sie geduldig. Hören Sie den Sorgen und Ängsten Ihres Gegenübers zu, ohne sie sofort abzuwehren. Ihre eigenen Grenzen und die Ihrer Partnerin oder Ihres Partners sind beide gleichermaßen wichtig.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie in Ihren Gesprächen feststecken oder professionelle, neutrale Unterstützung wünschen, kann ein Kink Aware Professional helfen und eine Paartherapie ein sicherer und konstruktiver Raum sein, um diese Themen zu erforschen. [Hier gehts zur KAPA Suche]

Ein BDSM-Outing ist ein mutiger Schritt in Richtung eines authentischeren Lebens und einer potenziell tieferen, ehrlicheren Beziehung. Sie müssen diesen Schritt nicht alleine gehen.

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